Cyborgs? Die kennt man vor allem aus Hollywoodfilmen oder Science-Fiction-Literatur. Einen echten Cyborg gesehen, geschweige denn einem die Hand gedrückt, das haben aber wohl nur die allerwenigsten. Entsprechend gross waren Andrang und Erwartungshaltung an der Volvo Art Session 2019, die unter dem Titel «Human meets Digital» nicht nur einen Einblick in die Welt von morgen gab, sondern mit Neil Harbisson auch den ersten offiziell anerkannten Cyborg präsentieren konnte.
Der farbenblind geborene Brite, der mittels einer in seinem Schädel verankerten Antenne Farben sozusagen hören kann, war denn auch die Attraktion des Abends im Zürcher Schiffbau. In hohem Tempo erzählte er auf der Bühne von seinem Bestreben, als Cyborg nicht nur anerkannt, sondern auch akzeptiert zu werden. «Ich wollte mich nicht mittels Technik optimieren – ich wollte selber zur Technik werden», erklärte Harbisson seine Beweggründe, weshalb er sich eine Antenne implantieren liess.
Bei seinem Plädoyer für das Miteinander von Mensch und Technik kam zum Glück auch der Humor nicht zu kurz. Vor allem Harbissons langer Weg, bis er von seiner Regierung als Cyborg offiziell anerkannt wurde, sorgte für heitere Momente. Etwa als er erzählte, wie fassungslos die Behörden auf seine Erklärung reagierten, dass er seine Antenne für das Passfoto nicht einfach so abschrauben könne. Er habe sich zudem überlegt, die schwedische Staatsbürgerschaft zu beantragen. Denn immerhin stamme sein Implantat «von einer schwedischen Firma – und deshalb ist ein Teil von mir schwedisch».
Für Kontra sorgte der deutsche Futurist Gerd Leonhard, der unmittelbar nach Harbisson daran erinnerte, bei aller Technikbegeisterung den menschlichen Aspekt nicht aus den Augen zu verlieren. Auch «hier in der Zwingli-Stadt» solle man nicht vergessen, dass Technik weder Gefühle noch zwischenmenschliche Beziehungen ersetzen könne. Sein Rat lautete denn auch ganz pragmatisch: «Bleiben Sie glücklich – bleiben Sie menschlich!»
Damit stiess Leonhard bei zahlreichen VIP-Gästen auf Gehör. Eva Nidecker etwa gab zu bedenken, man müsse genau überlegen, wo man Grenzen setzen soll: «Solange Technik benachteiligten Menschen hilft, finde ich das in Ordnung. Wenn es aber um reine Optimierung geht, wird es heikel», so die Moderatorin des Abends. Auch Marc Sway hatte Mühe mit dem Gedanken, sich beispielsweise einen Chip einsetzen zu lassen: «Sobald mich Technologie auf Schritt und Tritt überwacht, werde ich skeptisch», so der Musiker. Natalie Robyn, Chefin von Volvo Schweiz, brachte den stimmigen Eröffnungsabend schliesslich so auf den Punkt: «Wir gehen durch grosse technologische Veränderungen, als Menschen wie als Gesellschaft. Es ist wichtig, die Kontrolle über diese Entwicklung zu behalten. Gerade als Mobilitätsanbieter müssen wir uns unserer Verantwortung daher sehr bewusst sein».
Dieser Beitrag wurde von Commercial Publishing Tamedia in Zusammenarbeit mit Volvo erstellt.