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Emanuel Meyer, Leiter Urheberrecht beim Institut für Geistiges Eigentum
Emanuel Meyer, Leiter Urheberrecht beim Institut für Geistiges Eigentum

Bedroht Künstliche Intelligenz unser geistiges Eigentum?

Künstliche Intelligenz bringt grosse Veränderung in der Kulturbranche. Emanuel Meyer vom Institut für Geistiges Eigentum betont, dass das Urheberrecht allein die Marktverwerfungen nicht reguliert.

Herr Meyer, wie haben digitale Plattformen wie Social Media und Suchmaschinen das Urheberrecht verändert?
Emanuel Meyer: Digitale Plattformen wie Social Media, Online-Archive und Suchmaschinen haben den Zugang zu kreativen Werken und deren Wertschätzung grundlegend verändert. Als Jugendlicher bin ich jeweils am Mittwochnachmittag mit dem Zug aus dem Aargau nach Zürich gefahren, um stundenlang Plattenläden nach Neuheiten und Raritäten zu durchforsten.

Heute reicht ein Klick im Internet, um sofort darauf zugreifen zu können. Das vereinfacht den Zugang und sorgt dafür, dass ich heute auch Werke hören oder lesen kann, die längst vergriffen und im Original nur noch zu exorbitanten Preisen erhältlich sind. Das Erlebnis ist aber dadurch ein völlig anderes geworden. Die Kultur riskiert, zur Commodity zu verkommen.

Urheberinnen und Urheber, also die Menschen, die diese Werke geschaffen haben, und die Interpreten, die diese Werke aufführen, stehen dadurch vor einer grossen Herausforderung. Viele Kreative verdienen heute weniger Geld. Zwar hat der Gesetzgeber im Urheberrecht mit Massnahmen reagiert gegen die Piraterie und gegen die langen Auswertungsketten, die den sogenannten Value Gap geschaffen haben, aber damit sind die Probleme der Kreativbranche erst teilweise gelöst. Da die Plattformwirtschaft zur Monopolbildung neigt, gibt es nur wenige Gewinner. Diese Situation macht es für Kreative noch schwerer, von ihrer Kunst zu leben.

Welche Möglichkeiten sehen Sie, um die Macht von grossen digitalen Plattformen einzudämmen?
Digitale Plattformen neigen, wie gesagt, zur Monopolbildung. Die Google-Suche, YouTube oder Facebook sind heute sehr mächtig, weil diese Plattformen nach dem Prinzip «je mehr Nutzer, desto besser» funktionieren. Wenn viele Menschen eine Plattform nutzen, wird sie für andere noch attraktiver. Das führt dazu, dass wenige grosse Plattformen fast den gesamten Markt beherrschen.

Diese Tendenz setzt sich auch innerhalb der Plattformen fort. Nicht nur Spotify gehört zu den Gewinnern, auch unter den Musikschaffenden, die auf Spotify sind, gibt es nur wenige Gewinner. Die meisten von ihnen beziehen wohl keine wesentlichen Einkünfte aus ihrer Präsenz auf Plattformen.

Grundsätzlich sind Monopole unerwünscht, weil sie zu Gewinnen führen, die in einem funktionierenden Wettbewerb nicht zu erzielen wären, sogenannte Monopolrenten. Das Urheberrecht kann hier keine Lösung bieten. Deshalb muss aus meiner Sicht auch diskutiert werden, ob das Wettbewerbsrecht noch eine adäquate Antwort auf die heutigen Herausforderungen bietet.

Welche Herausforderungen bringt die Nutzung von KI im kreativen Bereich mit sich, und wie sollte das Urheberrecht darauf reagieren?
Künstliche Intelligenz ist eine Technologie, die in der Lage ist, auf Basis riesiger Datenmengen eigene Inhalte zu generieren. Das kann alles Mögliche sein: Musik, Texte, Bilder oder Filme. Für Unternehmen ist das sehr attraktiv, weil KI viel schneller und günstiger arbeiten kann als Menschen. Allerdings verwendet KI dabei oft Daten, die von Menschen geschaffen wurden. Das bedeutet, dass eine KI zum Beispiel Lieder oder Texte analysiert, die von Menschen geschrieben wurden, um daraus eigene neue Werke zu erstellen.

Und genau das führt zu rechtlichen Fragen: Ist ein von einer KI erstelltes Werk geschützt – und wem gehört es? Sind die Menschen, deren Werke die KI trainiert hat, geschützt? Diese Fragen werden von den Gerichten zu entscheiden sein. Die Politik wird aber die Antworten der Gerichte analysieren müssen und auch hier prüfen, ob das Recht noch eine passende Antwort auf die heutigen Herausforderungen bietet.

Aus meiner Sicht ist ein zentrales Problem, dass KI zwar auf bereits vorhandenen kreativen Inhalten aufbaut, selbst aber nichts Neues zum kulturellen Reichtum der Gesellschaft beiträgt. Sie nutzt das, was andere geschaffen haben, ohne selbst kreativ zu sein. Und nicht nur das; es gibt Bedenken, dass die Qualität von KI-generierten Inhalten abnimmt, wenn KI diese Inhalte wiederum nutzt, um sich selbst zu trainieren. Je mehr KI-basierte Inhalte entstehen und wiederverwendet werden, desto schlechter könnte die Qualität neuer KI-Ergebnisse werden. Die Frage ist also: Wie können wir sicherstellen, dass menschliche Kreativität weiterhin existiert? Ohne sie besteht ein erhebliches Risiko, dass auch die KI versagt.

Persönlich bin ich der Ansicht, dass gerade im Kulturbereich KI nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann. Interaktionen mit einem Computerprogramm können menschliche Interaktionen nicht ersetzen. Daraus entspringt auch der Ruf nach Transparenz beim KI-Einsatz. Die Nutzer wollen erkennen können, ob sie es mit einer Computerapplikation zu tun haben oder mit einem Menschen. Ich meine, das ist ein positives Zeichen. Kultur ist noch nicht völlig zur Commodity verkommen. Aber es ist wichtig, dass wir ihr jetzt Sorge tragen.

Das Eidgenössische Institut für Geistiges Eigentum (IGE) ist das Kompetenzzentrum des Bundes, wenn es um Fragen des Urheberrechts geht. Melden Sie sich jetzt für die Konferenz CLTR 2024 des IGE an, welche die Zukunft des Schweizer Kultur- und Kreativschaffens im Zeitalter von künstlicher Intelligenz und digitalen Plattformen beleuchtet.

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Dieser werbliche Beitrag wurde von Eidgenössisches Institut für Geistiges Eigentum / IGE erstellt. Er wurde von Commercial Publishing, der Unit für Content Marketing, die im Auftrag von 20 Minuten und Tamedia kommerzielle Inhalte produziert, für die Publikation aufbereitet, wobei die Haftung für Inhalte (Wort, Bild) und externe Links bei Eidgenössisches Institut für Geistiges Eigentum / IGE liegt.